Einzelbericht: Die eigene NS-Familiengeschichte erforschen

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Zusammenfassung des Vortrags
“Die eigene NS-Familiengeschichte erforschen”
Von Dr. Annina Hofferberth (freie Historikerin)
Gehört am > Tag der offenen Tür im Gütersloher Stadtarchiv am 27.04.2025

Im Rahmen des Tags der offenen Tür des Stadtarchivs habe ich einen spannenden Vortrag zur Familienforschung in der NS-Zeit besucht. Der Vortrag gab einen Überblick über die einzelnen Schritte, mit denen man der eigenen Familiengeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus auf die Spur kommen kann, sowie über die wichtigsten Archive und Datenbanken zur Recherche.

Zunächst wurde betont, wie wichtig es ist, mit Gesprächen im eigenen Familienkreis zu beginnen. Besonders ältere Verwandte können wertvolle Erinnerungen, Dokumente oder Fotos beisteuern. Aufbauend darauf empfiehlt es sich, vorhandene Familienunterlagen wie Geburtsurkunden, Militärpapiere oder Tagebücher systematisch zu sichten. Diese können erste Hinweise auf die Lebenswege einzelner Familienmitglieder in der NS-Zeit geben.

Ein nächster Schritt ist die Erstellung eines Stammbaums, um die Recherchen gezielt strukturieren zu können. Anschließend sollte man verschiedene Archive aufsuchen – sowohl vor Ort als auch online. Besonders wichtig sind dabei u. a. das Bundesarchiv, die Arolsen Archives, sowie Landes- und Kirchenarchive. Je nach Familiengeschichte können auch Gedenkstättenarchive oder das Archiv der Deutschen Dienststelle (WASt) hilfreich sein. Für Recherchen im Ausland wurde u. a. auf Yad Vashem (Israel) und OBD Memorial (Russland) hingewiesen.

Darüber hinaus gibt es Online-Datenbanken wie Ancestry, MyHeritage oder FamilySearch, die eine Vielzahl digitalisierter Dokumente enthalten – z. B. Volkszählungen, Auswandererlisten oder NSDAP-Unterlagen.

Mitgliedschaften in NS-Organisationen, Hinweise auf Verfolgung, Widerstand oder Zwangsarbeit müssen stets im historischen Kontext betrachtet werden. Die Ergebnisse sollten gut dokumentiert und reflektiert werden – auch, weil nicht alle Aspekte der Vergangenheit eindeutig bewertbar sind.

Insgesamt bot der Vortrag trotz der Kürze der Zeit einen fundierten Einstieg in die historische Familienforschung während der NS-Zeit – mit praktischen Hinweisen und hilfreichen Quellen.

Übersicht der Familienforschung zur NS-Zeit

Ahnenforschung (Bild anklicken zum Vergrößern)

Sieben Schritte zur Erforschung der eigenen Familiengeschichte:

  1. Gespräche mit Verwandten führen
    Erste Informationen, Erinnerungen, Dokumente und Fotos sammeln.

  2. Familienunterlagen sichten
    Ausweise, Urkunden, Briefe, Tagebücher und andere Quellen auswerten.

  3. Stammbaum erstellen
    Überblick über verwandtschaftliche Zusammenhänge schaffen.

  4. Archive nutzen
    Vor allem Stadt-, Landes- und Bundesarchive systematisch durchsuchen.

  5. Online-Datenbanken durchsuchen
    Zugriff auf digitalisierte Quellen weltweit nutzen.

  6. Nach NS-spezifischen Spuren suchen
    Hinweise auf NS-Mitgliedschaften, Verfolgung, Widerstand etc. erkennen.

  7. Ergebnisse dokumentieren und reflektieren
    Funde sichern, kritisch einordnen und ggf. mit Fachleuten besprechen.

Wichtige Archive und Datenbanken:

Arolsen Archives
Dokumente zu NS-Verfolgten, Zwangsarbeitern, KZ-Häftlingen
→ www.arolsen-archives.org

Bundesarchiv
Zentrale deutsche NS-Dokumente, z. B. zu Wehrmacht oder NSDAP
→ www.bundesarchiv.de

Landes- und Staatsarchive
Regional relevante Personenstandsakten, Gerichtsunterlagen etc.

Kirchenarchive
Tauf-, Heirats- und Sterberegister (v. a. vor 1875, aber teils auch darüber hinaus)

Gedenkstättenarchive & Yad Vashem
Informationen zu Opfern des Nationalsozialismus
→ www.yadvashem.org

Online-Genealogieplattformen
z. B. Ancestry, MyHeritage, FamilySearch (teilweise kostenpflichtig)

OBD Memorial (Russland)
Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter, Vermisste in Osteuropa
→ www.obd-memorial.ru

Verfasst von Anja

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