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Vortrag von Pascal Henken im Rahmen des Argumentations-Workshops in Herzogenrath und Bielefeld:
Verschwörungsglaube als Gefahr für die Demokratie
(Ein weiterer Einblick in das Seminar der Landeszentrale für politische Bildung NRW in Herzogenrath und Bielefeld)
Besonders beeindruckend fand ich den Vortrag von Peter Henken zum Thema „Alles Hinterweltler?! – Verschwörungsmythen und Extremismus“.
Peter Henken Mitarbeiter des Landes-Verfassungsschutzes, der es verstand, mich mit einer Mischung aus Nachdenklichkeit, Humor und Ernst für ein brisantes Thema zu sensibilisieren.
„Jede:r war schon mal Teil einer Verschwörung“
Henken stieg mit einer überraschenden These ein: Verschwörungsmythen sind so alt wie die Menschheit – und jede:r von uns war vermutlich schon mal Teil einer solchen. Ein Beispiel: die heimlich geplante Geburtstags-Überraschung für eine:n Freund:in. Auch das sei eine Form von Verschwörung – harmlos, freundlich gemeint, aber eben doch ein verdecktes Vorgehen.
Dieser Einstieg sorgte für schmunzelnde Gesichter, schuf aber auch eine kluge Überleitung zum eigentlichen Thema: Was passiert, wenn solche „verdeckten Pläne“ nicht harmlos, sondern gefährlich, spalterisch und demokratiefeindlich werden?
Vom Mythos zur Bedrohung
Henken erklärte, wie moderne Verschwörungsmythen funktionieren: Sie bieten einfache Antworten auf komplexe Fragen, schieben Schuld auf eine angeblich geheime Elite und konstruieren ein klares Freund-Feind-Schema. Besonders in Krisenzeiten – etwa während der Corona-Pandemie oder angesichts aktueller politischer Spannungen – gewinnen solche Mythen an Zulauf.
Der Referent zeigte, wie schnell harmlos erscheinende Zweifel an der „offiziellen Version“ in eine radikale Ablehnung von Staat, Wissenschaft und Medien umschlagen können. Besonders gefährlich sei, dass viele dieser Mythen nicht selten in extremistische Denkmuster und Gewaltbereitschaft münden. Beispiele wie die Reichsbürgerbewegung oder das Attentat in Hanau zeigen das auf erschreckende Weise.
Social Media als Brandbeschleuniger
Ein kleiner Teil des Vortrags war der Blick auf die Rolle digitaler Plattformen. Henken machte deutlich, wie Algorithmen in sozialen Netzwerken extreme Inhalte bevorzugen – einfach, weil sie mehr Aufmerksamkeit generieren. Das Resultat: Nutzer:innen werden immer tiefer in digitale Echokammern gezogen, in denen sie nur noch mit ihrer eigenen Weltsicht konfrontiert werden.
Diese Dynamik begünstigt nicht nur die Radikalisierung Einzelner, sondern untergräbt auch das Vertrauen in demokratische Institutionen insgesamt.
Aufklärung als Schutzschild
Henken betonte eindringlich, dass die beste Gegenstrategie nicht Zensur, sondern Bildung sei. Kritisches Denken, Medienkompetenz und der Mut zum Dialog seien zentrale Werkzeuge, um Verschwörungsdenken früh zu erkennen und ihm entgegenzuwirken. Gleichzeitig müsse es aber klare Grenzen geben, wenn aus Meinung Hetze oder Gewalt wird.
Er forderte dazu auf, im eigenen Umfeld sensibel zu bleiben: „Nicht jeder, der an eine Verschwörung glaubt, ist gleich ein Extremist – aber es lohnt sich, genau hinzuhören und im richtigen Moment zu widersprechen.“
Und gleichzeitig ist es wichtig, nicht zu versuchen, einen Verschwörungsgläubigen zu belehren. Ändern können wir einen überzeugten Verschwörungsgläubigen nicht. Wichtiger ist es, die eigene Position für die Zuhörenden zu vertreten, denn diejenigen, die noch zweifeln, können wir am ehesten erreichen
Ein Denkanstoß mit Wirkung
Der Vortrag hinterlässt mich bis heute nachdenklich. Besonders positiv erlebte ich Henkens Fähigkeit, ein so komplexes Thema innerhalb einer Stunde so eindrücklich und anschaulich zu vermitteln. Ich hätte gerne weiter zugehört und noch mehr erfahren.